Ein Landrat zum Knutschen

Thomas Schiebel gab Empfang für 25 Fastnachtsvereine aus Main-Spessart

Schier wäre der Landrat unter der Last seines Amtes zusammengebrochen. Beim ersten Treffen von 25 Fastnachtsvereinen im großen Sitzungssaal des Landratsamtes wurde Thomas Schiebel mit einer Flut von Sessionsorden überhäuft und durfte – oder musste – ebenso viele Faschingsprinzessinnen küssen. Doch als trainierter Sportsmann zeigte er sich auch diesen Anforderungen gewachsen.

In gereimter Form und in Prosa begrüßte Schiebel die Faschingsgesellschaften von A wie Altbessingen bis Z wie Zellingen. In sich ständig steigernden Lobeshymnen mühte er sich, deren unverzichtbares Engagement für das fränkische Brauchtum ins rechte Licht zu rücken. „Sie alle sind die Eckpfeiler der fränkischen Fasenacht, die Fackeln des karnevalistischen Humors, die Antriebswellen des örtlichen Faschingstreibens, die Galionsfiguren des Frohsinns!“, versicherte er. Bei dem Treffen gab es für die Gäste auch die Möglichkeit des Kennenlernens und des Meinungsaustausches.

Eine ganz „neue Qualität der Arbeit seiner Behörde und ungeahnte Impulse für die Zusammenarbeit im Kreistag“ erwartet der Landrat als Folge dieses ersten Treffens. Eine Dienstanweisung – extra für die Faschingstage erlassen – soll im Amt auf die närrische Zeit vorbreiten, so Schiebel. Angefangen beim Basislehrgang zur Herstellung von Konfetti aus Beschwerdebriefen über besondere Nummernschilder für Mitglieder von Karnevalsvereinen bis zur Kostümpflicht für die Mitarbeiter reicht die Liste. In närrischen Kreistagssitzungen haben sämtliche Wortbeiträge in Reimform zu erfolgen, die männlichen Kreisräte werden zum Männerballett verpflichtet.

Ganz klar, dass zu diesem Treffen auch eine karnevalistisches Programm gehörte: „Feuer auf der Bühne“ zeigten die beiden Tanzmariechen der HuKaGe aus Hundsbach, Nicole Möhres und Melanie Pfeuffer. Isabell Stange und Julia Franz gaben dem vorwiegend älteren Publikum eine fundierte Einführung in die Jugendsprache. Mancher aus dem Publikum glaubte dabei, ein „Schwachmat“ oder „Ornamentsockenträger“ zu sein, als ihm die junge Isabell frech und kess in der „Aufrisszone“ des Sitzungssaales ein „Kotelett ans Ohr quatschte“. Julia lieferte zum Glück als gebildetes Mädchen jeweils die verständliche Übersetzung für „Nullchecker“.

Als unbeweibter Jungprinz suchte der Zellinger Toni Amrhein eine geeignete Prinzessin. In Carina Wohlfahrt und Margarete Endrich boten sich jeweils ein Zellinger beziehungsweise Retzbacher Gewächs an. Das musste angesichts der Hass-Liebe beider Orte selbstverständlich zu solchem Zickenkrieg führen, dass der kleine Prinz letztendlich doch lieber solo bleiben wollte.

Andreas Stange aus Lengfurt brachte mit seinem „saustarken“ Vortrag die Emotionen zum Kochen, denn er forderte vehement „Die Gleichberechtigung für den Mann“. Vieles wäre in der Menschheitsgeschichte besser gelaufen, klagte er, wenn Gott im Paradies Eva nicht aus der Rippe Adams, sondern aus dessen Hirn geschaffen hätte. Angesichts der ausufernden weiblichen Dominanzbestrebungen wäre es auch nicht verwunderlich, wenn der nächste Papst eine Frau würde. Das „Stimmungsbarometer“ mit den Gebrüdern Jochen und Norbert Rüth sorgte musikalisch mit Akkordeon und Tuba für gute Laune.